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Rheinpfalz Artikel vom 21.08.2018

Grünstadt: Kultur Regional

Fantasie und Kreativität keine Grenzen setzen

46 Kinder beim Mitmachtheater der Praxis für Psycho- und Musiktherapie und Supervision in Hertlingshausen


Nicole Schneider hat beim Workshop "Handpuppen" alles im Griff (Foto: Helwig)

Zum ersten Theaterfest auf dem Karolinenhof in Hertlingshausen hat die Praxis für Psycho- und Musiktherapie und Supervision von Professor Doktor Hans Volker Bolay am Wochenende geladen. In Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer wurden vier Workshops (Theater, Rhythmus, Handpuppen und Poetry Slam) angeboten.

Konzentriert hören die Kinder, die den Workshop Handpuppen besuchen, ihrer Kursleiterin Nicole Schneider zu. „Jeder muss sich zunächst für die Kopfform seiner Handpuppe entscheiden“, erklärt Schneider, die Projektleiterin im Speyerer Kinder- und Jugendtheater ist. Auf den Tischen liegen Nähzeug, Kochlöffel, Socken und Farben bereit. Jedes Kind hält bereits eine Socke in der Hand, aus der die Puppe später gefertigt werden soll. Eine Zunge aus Filz hat Schneider ebenfalls an jeden Strumpf angenäht. „Meine Handpuppe soll ein Einhorn werden“, sagt die neunjährige Viktoria und macht sich über die Farben Gedanken. Der Fantasie seien keine Grenzen gesetzt, fügt Schneider hinzu. „Schaut bitte noch, ob ihr irgendwo Löcher entdecken könnt, die müssen wir dann stopfen, bevor wir die Füllwatte hineinstecken“, sagt sie in die Runde.

So individuell wie die Puppen später einmal sein werden, so soll auch die Vorstellung werden, die am darauffolgenden Tag stattfindet. Alle vier Workshop-Teilnehmer präsentieren bei einer gemeinsamen Theatervorstellung ihre Arbeit den Eltern und dem Publikum. „Es gibt kein Motto für unsere Puppenvorführung, am Nachmittag schauen wir gemeinsam, was die Kinder spielen möchten“, so Schneider. „Ich freue mich schon auf die Vorstellung und danach darf ich meine Puppe mit nach Hause nehmen“, sagt Viktoria.

46 Kinder im Alter zwischen sechs und 16 Jahren, auch mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen, nehmen an diesem Tag an den Workshops teil. Ein Fünftel hat einen Migrationshintergrund und teilweise wenig Deutschkenntnisse. Gemeinsam Spaß haben und sich gemäß der eigenen Fähigkeiten einbringen, das steht aber im Mittelpunkt des Mitmachtheaterfestes.

Beim Workshop Poetry Slam geht es genauso kreativ zu wie bei den Puppen. Die Gruppe hat im Garten einen Stuhlkreis gebildet. Kursleiterin Daniela Geis bittet die Jungen und Mädchen Begriffe zum Thema Tiere, Pflanzen und Nahrungsmittel auf Zettelchen zu schreiben. Danach kommen diese in eine Box und jedes Kind zieht einen Zettel heraus. „Wir wollen jetzt mit den Begriffen, die wir eben aufgeschrieben haben, Vergleiche ziehen“, erklärt Geis. Gestartet wird immer mit dem Satz „Das Leben ist wie…“ Gar nicht so einfach, sind sich die Kinder einig. Simon (12) findet für sein Wort einen tollen Vergleich: „Das Leben ist wie ein Handy, es gibt immer etwas Besseres.“ Die anderen Teilnehmer sind von dieser Assoziation begeistert. Am Nachmittag soll es dann mit dem eigentlichen Schreiben der Texte weitergehen. Jedes Kind kann dafür ein Thema wählen. „Die Kinder und Jugendlichen schreiben oft über die Schule, aber auch Nachdenkliches oder Lustiges kommt aufs Papier“, so Geis, die selbst Poetry Slam in ihrer Freizeit betreibt. Der spätere Vortrag soll sechs Minuten lang sein. Sonst gebe es keine Regeln, betont die Kursleiterin.

Während die Poetry-Slam-Gruppe ganz in Gedanken versunken ist, geht es beim Theaterworkshop deutlich lauter zu. Zwei Mädchen studieren gerade ihre Version des Märchens „Rotkäppchen“ ein. Andere widmen sich „Cinderella“. Kursleiterin Laura Kaiser unterstützt die jungen Schauspieler mit Tipps. Der Workshop Rhythmus soll nicht gestört werden, damit sich die Teilnehmer konzentrieren können. Organisator Hans Volker Bolay: „Mit Rhythmusinstrumenten, der eigenen Stimme und Body-Percussion leisten die Kinder ihren eigenen Beitrag.“ Es gehe darum, sich selbst und andere wahrzunehmen, so der Psychotherapeut. Und das gehe ganz spielerisch. Am Nachmittag haben sich dann alle Teilnehmer der Workshops getroffen und ihre Arbeit vorgestellt. Am Sonntag fand die offizielle Präsentation statt.

Die Schirmherrschaft über das Projekt zur Förderung von Integration, Inklusion und Teilhabe im Leiningerland hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) übernommen.